Tätigkeiten der Dentalhygieniker

Der Bereich, den eine DH ganz besonders behandelt, ist der innerhalb des grünen Taschenbereiches (siehe Abb.). Das ist der „subgingivale“ Bereich, der „unterhalb“ des Zahnfleischrandes liegt. Allgemein wird er auch „Zahnfleischtasche“ genannt. Hier ist ein einwurzeliger Zahn zu sehen. Rechts befindet sich die Krone, links in den gelben Bereich des Knochen hinein die Wurzel. Im Vergleich zur oberen gesunden Seite des Zahnes, wo das Zahnfleisch (rot) und der Knochen (gelb) an der Wurzel „anliegt“ , zeigt die untere erkrankte Seite ein abstehendes Zahnfleisch mit einer tiefen Tasche (grün). An der Zahnwurzel sieht man dunkle Ablagerungen (Konkremente). Diese und der Biofilm (grün) wird durch die DH mittels Ultraschall, Handinstrumenten wie Scalern und Curetten und mit Hilfe eines Pulverstrahlgerätes aus der Tasche entfernt. Man nennt das „scaling und root planing (SRP)“.

Nochmals: Eine DH bearbeitet den Bereich, den alle fortgebildeten Helferinnen in Deutschland bearbeiten plus dem Bereich unterhalb des Zahnfleisches.

Unten im linken Bereich sieht man auch, dass der Knochen (gelb, gezackt) im Vergleich zur gesunden Seite oben schon erheblich geschrumpft ist.  Da der Knochen über die Wurzel den Zahn in seinem Knochenfach hält und stabilisiert, ist verständlich, dass dieser Zahn Halteprobleme hat und eventuell bereits gelockert ist

Zwei Tätigkeitsschwerpunkte berechtigen die hochwertige Ausbildung der Dentalhygienikerin:

1) das subgingivale Scaling:

Unter subgingivalem Scaling versteht man die sorgfältige Entfernung des Inhalts der oben erwähnten Zahnfleischtaschen. Hierzu ist eine extrem genaue Kenntnis der anatomischen Gegebenheiten der verschiedenen Zahnwurzeloberflächen wichtig. Mit genormten Instrumenten, mit Ultraschallgeräten und Pulverstrahlgeräten mit besonderem Pulver (Glycin) wird die Reinigung der Taschen von Biofilm und Konkrementen vorgenommen.

2) das Recall, auch (neudeutsch) unterstützende Parodontitistherapie (UPT) genannt:

Nach einer Erstbehandlung durch den Zahnarzt und seine Hilfskräfte ist das Recall notwendig: nach einem mit dem Zahnarzt und der DH abgestimmten Zeitintervall wird der Patient wieder einberufen. Denn je nach dem Schweregrad der parodontalen Erkrankung der Tasche heilt diese nicht sofort aus.

Eine Parodontitis kann nicht geheilt werden. Taschen und Bakterien bleiben ja in gewisser Form erhalten! Aber sie kann unter Kontrolle gehalten werden.

Das „Recall“ ist seit Jahrzenten untrennbar mit der Dentalhygienikerin verbunden!

Nur ein regelmäßiges „Recall“ und das dabei vorgenommene „subgingivale Scaling“ durch die DH sichern den Langzeiterfolg der vom Zahnarzt vorgenommenen Diagnostik und Erstbehandlung bei Parodontitis.

Nochmal (sorry!):

  1. a) Bei der in Deutschland zur Zeit üblichen Prophylaxesitzung (durch ZMP, ZMF oder fortgebildete ZFA ausgeführt) wird meist nur der supragingivale Bereich bearbeitet.

Eine bereits (wieder) vorhandene Taschenentzündung oder Parodontitis wird nicht wie bei der Dentalhygienikerin grundlegend therapiert.

  1. b) In der mit diesen Hilfskräften gut versorgten Schweiz (7 Millionen Einwohner; ca. 2 200 DH) sieht man den Arbeitseinsatz bei einer Parodontitis so,

dass die Dentalhygienikerin schon bei der Befunderhebung und insbesondere der Initialbehandlung weit über 80% der notwendigen Arbeiten erledigen kann.

Im „Recall“ kann sie sogar über 90% der Behandlung übernehmen. (Wolf und Rateitschak, Parodontologie, Thieme Verlag 2003)